QHL: Freude im Aargau, Zähneknirschen in St. Gallen
Am kommenden Wochenende steht die neunte Runde der QHL auf dem Programm: Kurz vor dem Abschluss des ersten Saisondrittels lassen sich verschiedene Tendenzen erkennen und kristallisieren sich die positiven Überraschungen ebenso heraus, wie die Problemfälle der Liga. Freude herrscht dabei vor allem im Aargau, wo der HSC Suhr Aarau einen hervorragenden Saisonstart hinlegte. Ganz anders sieht es beim TSV St. Otmar St. Gallen aus, wo Neo-Coach Michael Suter mit seinen Mannen noch Schwierigkeiten hat in Schwung zu kommen. Weitere Teams sind über dem Soll oder kämpfen mit erwarteten Herausforderungen.
Text: Matthias Schlageter, Foto: zVg
Jubelnde Spieler des HSC Suhr Aarau konnte man in dieser Saison schon mehrfach beobachten.
Die positive Überraschung: HSC Suhr Aarau
Rang 1 für die Kadetten Schaffhausen ist im Schweizer Handball wie eine Regel geworden. Mindestens in der Hauptrunde und vielfach auch nach den Playoffs stehen die Munotstädter ganz oben im Ranking. Neu und für viele überraschend, heisst der erste Verfolger derzeit aber nicht Pfadi, Kriens-Luzern oder allenfalls noch GC Amicitia. Nein, der HSC Suhr Aarau liegt auf Rang 2 und hat sich die Position als erster Verfolger der Kadetten bislang redlich verdient. Die eingespielte, junge und hungrige Equipe von Cheftrainer Aco Stevic begeistert nach den bisherigen acht Spieltagen. Beim HSC greifen viele Rädchen ineinander, das Team funktioniert und stellt reihenweise Gegner vor eine harte Probe. Der Lohn: Siebenmal gab es Punkte, nur gegen Schaffhausen zog man bislang eine Niederlage ein - in Aarau haben sie nichts dagegen, wenn es so weitergeht.
Das Sorgenkind: TSV St. Otmar St. Gallen
Mit einem mehrjährigen Vertrag ausgestattet, versteht es sich von selbst, dass das Projekt von und mit Ex-Nati-Trainer Michael Suter in St. Gallen auf Langfristigkeit angelegt ist. Zahlreiche Wechsel im Kader, dazu ein neuer Staff, neues Vorstandspersonal und veränderte Bedingungen und handelnde Personen in der Organisation lassen Startschwierigkeiten als logische Folge zu. Allen Veränderungen zum Trotz hat man sich in der OLMA-Stadt aber ganz sicher mehr vorgestellt, als sechs Niederlagen aus acht Spielen bei nur einem Sieg. Es harzt noch gewaltig beim TSV St. Otmar. Sinnbildlich das Remis in Thun, als man drei Minuten vor dem Ende noch eine 5-Tore-Führung (!) aus der Hand gab. Will man wirklich nachhaltig etwas zum Guten wenden, ist jetzt sicher Ruhe gefragt. Einige positive Resultate würden dabei aber sehr förderlich sein.
Unter Zugzwang - Wacker Thun und der RTV Basel Wacker auf Rang 8 und Aufsteiger Basel am Tabellenende - wirklich überraschend ist dieser Status nicht. Aber: Basel spielt wie schon im Jahr des Abstiegs gut mit, schafft es aber nicht, in den entscheidenden Momenten das Blatt zu den eigenen Gunsten zu drehen. Dass die Bebbi dazu in der Lage sind, haben sie schon mehr als nur einmal ansatzweise gezeigt. Allerdings müsste der RTV alsbald auch mal Zählbares für seinen Aufwand einholen, sonst heisst es im Frühjahr einmal mehr: Playouts.
Nach sieben Runden stand Ex-Meister Wacker Thun noch ohne Saisonsieg da. Dann kam ein Wacker-Sieg wie aus dem Lehrbuch. Im Derby der Exploit und auswärts in Bern zwei Punkte eingefahren. Thun war unter Zugzwang und hat mit dem Derbysieg und zwei heroischen Comebacks, die immerhin zu je einem Punkt reichten, abgeliefert, als es sein musste. Aber eben: Es musste auch sein. Wacker muss viel, viel mehr, vor allem offensiv zeigen, will man wie gewohnt in die Playoffs einziehen.
Daumen nach oben für den BSV Bern und HSC Kreuzlingen Schwierig einzuordnen vor der Saison waren bei vielen Experten der Hauptstadtclub sowie die Mannen vom Bodensee. Nach acht Runden kann festgehalten werden: beide spielen bislang eine mehr als solide Saison und vor allem beim sich anbahnenden Kampf um ein Ticket für die Playoffs, haben sich der BSV und der HSCK eine gute Vorlage erarbeitet. Keine Frage, perfekt läuft es beiden (noch) nicht. Die Berner hätten zu gerne das Derby gegen die zuvor sieglosen Thuner für sich entschieden. Auch Kreuzlingen wäre dankbar gewesen, für ein, zwei Punkte mehr. Aber unter dem Strich können sich Berns zehn Punkte bei fünf Siegen (aus acht Spielen) und Kreuzlingens drei Siege aus neun Partien für die eigenen Ansprüche sehen lassen. Daran gilt es für beide anzuknüpfen.
Im Soll - die Kadetten und Kriens-Luzern Favoriten auf den Playoff-Finaleinzug waren vor dem Saisonstart die Teams aus Schaffhausen und Kriens-Luzern. Dieser Rolle werden beide Teams bislang komplett (KAD) und mehrheitlich (HSK) gerecht. Rang 1 und 3, teils sehr souveräne Auftritte, aber auch noch Luft nach oben stehen bislang zu Buche. Während in der heimischen Liga die Hausaufgaben weiterhin gemacht werden müssen, kommt nun die Doppelbelastung Europacup in die Verlosung mit hinein. Im Normalfall stellt das beide Teams allerhöchstens vor kleinere Probleme - warten wir mal ab, ob das auch 2024/25 so sein wird.
Quo vadis Zürcher Handballclubs?
Etwas von einer Wundertüte haben im bisherigen Saisonverlauf die beiden Zürcher QHL-Clubs GC Amicitia Zürich und Pfadi Winterthur. Mit Rang 4 (Pfadi) und Rang 6 (GC Ami) liest sich ihre Tabellenplatz schlechter, als in den Vorjahren. Vor allem die Pfader waren jüngst einiges besser klassiert. Nach dem grossen Umbruch in Winterthur sind zehn Punkte aus acht Spielen eine gute Basis. Richtig greifbar ist das Team von Goran Cvetkovic aber noch nicht. Klar ist, für die eigenen Ansprüche müssen jetzt zwei Siege her - die nächsten Gegner lauten Basel und Thun.
Ähnlich ist die Situation beim Kantonsrivalen aus Zürich. Nach dem Trainerwechsel und dem gewohnt spannenden aber auch herausfordernden Mix aus arrivierten und jungen Spielern steht GC Amicitia derzeit am Scheideweg. Vier Siege aus acht Spielen sind ausbaufähig, die Niederlagen gegen Suhr Aarau und Bern schmerzen. Auf der anderen Seite konnte Werner Böschs Team in Luzern gewinnen. Jetzt warten St. Otmar und Kreuzlingen - eigentlich zwei Spiele auf Sieg...
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