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Olympiasieger schlägt Weltmeister in dramatischem Endspiel

Frankreich gewinnt nach 70-Minuten-Krimi zum vierten Mal EM-Gold – 33:31 im Finale gegen Dänemark, Bronze für Schweden, über eine Million Fans in den Arenen.



Text: Björn Pazen Bilder: Zaunbrecher



Grosser Jubel beim neuen Europameister (oben). Mathias Gidsel (DEN) wurde zum Torschützenkönig und besten Rückraum rechts ausgezeichnet. Nikola Karabatic holte sich mit dem EM-Titel seine persönliche 11 goldene Medaille an einem Grossturnier ab.


«Allez les bleus!». Zehn Jahre nach ihrem letzten EM-Titel standen die Franzosen am Sonntagabend in Köln wieder auf dem Siegerpodest einer Europameisterschaft und schmetterten lautstark die Marseillaise – nach einem historischen Finale, das an Spannung und Intensität kaum zu überbieten war. Der Olympiasieger gewann mit 33:31 (27:27, 14:14) nach Verlängerung gegen Weltmeister Dänemark und feierte nach 2006, 2010 und 2014 den vierten Titel. Bei der EM 2024 blieb Frankreich ungeschlagen mit acht Siegen und einem Remis – gegen die Schweiz.


Und einer konnte den Triumph kaum fassen: Superstar Nikola Karabatic, der an allen vier französischen Erfolgen beteiligt war. «Mit dieser Mannschaft einen Titel zu gewinnen, mit Jungs, die noch nie zuvor Gold gewonnen haben, ist fantastisch. Ich bin stolz auf das, was wir im gesamten Turnier gezeigt haben, und ich denke, wir haben unsere Trophäe verdient. Es ist einfach pure Magie, diese Momente zu erleben», sagte Karabatic, der seine elfte Goldmedaille bei einem grossen Turnier feierte. Neben vier EM-Titel ist der bald 40-Jährige vierfacher Weltmeister und dreifacher Olympiasieger. Nach Olympia in Paris wird er seine Karriere beenden. «Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meiner letzten Saison schaffen könnte. Es ist völlig surreal, es fällt mir schwer, es zu begreifen. Ich bin stolz auf diesen Titel, ich bin stolz auf die Art und Weise, wie wir den Titel gewonnen haben.»


«Ich mag keine Silbermedaillen»

Dänemarks Trainer Nikolaj Jacobsen war hingegen enttäuscht und niedergeschlagen – wie bei der EM 2014 und bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hatte seine Mannschaft gegen Frankreich ein Endspiel verloren: «Ich mag keine Silbermedaillen. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, und deshalb sitzen wir jetzt hier und sind wirklich enttäuscht.»

Beste Werfer im Endspiel waren Ludovic Fabregas mit acht Toren für Frankreich sowie Mikkel Hansen mit neun sowie Mathias Gidsel mit sieben Treffern bei Dänemark. Als MVP der Europameisterschaft wurde der Franzose Nedim Remili ausgezeichnet. Und der war völlig baff: «Es war verrückt, ich werde ein paar Tage brauchen, um darüber nachzudenken.  Wir haben nie aufgehört zu kämpfen, wir haben nie aufgehört haben, an uns zu glauben. Vielleicht liegt es daran, dass wir Druck lieben.»


Dänemarks Torhüter Emil Nielsen war der überragende Spieler in der der ersten Hälfte des Finales, doch trotz seiner Paraden stand es zur Pause nur 14:14. Gleich nach Wiederbeginn erzielte der Dreifach-Weltmeister drei Treffer in Folge, doch beim 25:24 hatte Frankreich die Partie gedreht. In der Schlussphase hätten beide Teams in einem dramatischen Abnutzungskampf für die Entscheidung sorgen können, doch es blieb beim 27:27 nach 60 Minuten. Und dann war es Dika Mem, der zuvor alle fünf Würfe verworfen hatte, der Frankreich mit zwei Treffern auf die Siegerstrasse brachte, und schliesslich war es Elohim Prandi, der mit dem 32:30 für den Sieg sorgte.


Ausgerechnet jener Prandi, der Frankreich mit dem «Tor des Jahrhunderts» erst ins Finale gebracht hatte: Mit einem direkten Freiwurf zum 27:27 mit dem Schlusspfiff hatte er für die Verlängerung im Halbfinale gegen Schweden gesorgt, die Skandinavier waren so geschockt, dass sie 30:34 verloren – am Ende durch das 34:31 gegen Gastgeber Deutschland im Spiel um Platz drei aber Bronze gewannen.


Die Deutschen zeigte im Halbfinale ihre beste Turnierleistung, verloren allerdings verdient mit 26:29 gegen Dänemark – und verpassten durch die Niederlage im Bronzefinale nicht nur das erste Edelmetall bei einem grossen Turnier seit 2016, sondern auch das direkte Ticket zu den Olympischen Spielen in Paris, das sich Schweden sicherte. «Ich würde lügen, wenn ich Ihnen sagen würde, dass wir mit dieser Bronzemedaille vollkommen zufrieden sind. Wenn man im Halbfinale steht, denkt man nur an eines und das ist nicht die Bronzemedaille. Das Leben kann brutal sein. Aber am Ende haben wir zumindest noch etwas gewonnen», sagte Hampus Wanne, der als bester Linksaussen ins All-Star-Team gewählt wurde. Den fünften Platz – und damit ihre beste EM-Platzierung aller Zeiten sicherte sich Ungarn durch ein hauchdünnes 23:22 gegen Slowenien.


Wie schon bei der EM 2008 gab es mehrere Torschützenkönige: Martim Costa (Portugal) und Mathias Gidsel (Dänemark) lagen am Ende mit je 54 Treffern gleichauf. Frankreich qualifizierte sich direkt für die nächste EM 2026 in Dänemark, Norwegen und Schweden. Für die WM 2025 in Dänemark, Norwegen und Kroatien buchten Frankreich, Schweden und Deutschland ihre Tickets. Die Europaplätze für die Olympiaqualifikationsturniere im März sicherten sich Portugal und Österreich. Mit über einer Million Fans war die EM 2024 das bestbesuchte Handballturnier aller Zeiten.


Das Finalwochenende in Köln

Spiel um Platz 5

Slowenien – Ungarn 22:23 (13:12)

Halbfinals

Frankreich -Schweden 34:30 (17:11, 27:27) nach VerlängerungDänemark – Deutschland 29:26 (12:14)

Spiel um Platz 3

Deutschland – Schweden 31:34 (12:18)

Final

Frankreich – Dänemark 33:31 (14:14, 27:27) nach Verlängerung


Das EM-Allstar-Team

MVP: Nedim Remili (Frankreich)

Torschützenkönige: Martim Costa (Portugal) und Mathias Gidsel (Dänemark) – je 54 Tore

Torhüter: Andreas Wolff (Deutschland)

Linksaussen: Hampus Wanne (Schweden)

Rückraum links: Martim Costa (Portugal)

Rückraum Mitte: Juri Knorr (Deutschland)

Rückraum rechts: Mathias Gidsel (Dänemark)

Rechtsaussen: Robert Weber (Österreich)

Kreis: Ludovic Fabregas (Frankreich)

Bester Abwehrspieler: Magnus Saugstrup (Dänemark)


Die Abschlussplatzierungen der EM 2024:

  1. Frankreich

  2. Dänemark

  3. Schweden

  4. Deutschland

  5. Ungarn

  6. Slowenien

  7. Portugal

  8. Österreich

  9. Norwegen

  10. Island

  11. Kroatien

  12. Niederlande

  13. Spanien

  14. Montenegro

  15. Tschechien

  16. Polen

  17. Nordmazedonien

  18. Georgien

  19. Serbien

  20. Färöer

  21. Schweiz

  22. Rumänien

  23. Griechenland

  24. Bosnien-Herzegowina


Die Olympiaqualifikationsturniere (14.- 17. März)

Turnier 1: Spanien (WM-Dritter), Slowenien (WM-Zehnter), Bahrain (Asien), Brasilien (Panamerika)

Turnier 2: Deutschland (WM-Fünfter), Kroatien (WM-Neunter), Österreich (Europa 2), Algerien (Afrika 1)

Turnier 3: Norwegen (WM-Sechster), Ungarn (WM-Achter), Portugal (Europa 1), Tunesien (Afrika 2)

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