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«In der zweiten Halbzeit drehten wir auf»

Tabea Schmid bleibt nach Niederlage gegen die Niederlande positiv.


Die Schweizer Stammkraft Tabea Schmid reflektiert die Herausforderungen der EM: Sie spricht im Interview mit Handballworld von körperlicher und mentaler Erschöpfung, lehrreichen Spielen, der Niederlage gegen die Niederlande und wertvollen Erkenntnissen.


Text: Fabiola Hostettler Foto: Foto Wagner


Tabea Schmid liegt mit 37 Treffern aktuell auf dem 3. Rang der Topscorer-Wertung der EHF Women´s Euro 2024.

Das zweitletzte Spiel in der Hauptrunde ist gespielt. Wie sieht das Energielevel bei dir aus?

Tabea Schmid: Ehrlich gesagt, mein Tank ist ziemlich leer. Schon die Vorrundenspiele in Basel haben viel Kraft gekostet, hier in Wien sind jetzt nochmals vier Partien dazugekommen. Das ist sowohl körperlich als auch mental extrem anstrengend. Wir sind mittlerweile bei Tag 20 dieses EM-Camps, auch das merkt man natürlich. Es gilt jetzt, den ganzen Rest, den wir noch in uns haben, irgendwie zu sammeln und im allerletzten Spiel so gut wie möglich zu spielen.


Die Niederländerinnen sind ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Was kann das Schweizer Nationalteam aus dem Spiel mitnehmen?

Leider waren wir in der ersten Halbzeit überhaupt nicht bereit. Wir wussten, dass sie extrem schnell spielen und einfache Tore über Gegenstösse suchen würden. Doch ich glaube, wir können daraus lernen, wie wir die zweite Halbzeit gespielt haben. In der Pause haben wir uns gesagt, so können wir nicht weiter machen, so zu spielen macht keinen Spass. Ich bin froh, konnten wir dann in der zweiten Halbzeit nochmals aufdrehen und mit mehr Freude und Kampf spielen. 


Worin liegt der entscheidende Unterschied zu den Niederländerinnen?

Sie haben in dem Spiel wirklich extrem schnell gespielt, oft auch Einzelgegenstösse gemacht. Die Niederländerinnen haben schnelle Flügel, wobei wir da durchaus mithalten können – wenn nicht sogar schneller sind. Allerdings gelang es ihnen besser, ihre Flügelspielerinnen aus der Verteidigung heraus in Szene zu setzen, etwa durch Ballgewinne oder Paraden der Torhüterinnen. Das hat uns in diesem Spiel gefehlt, dass wir durch unsere Flügel einfache Tore erzielen konnten. Im Angriff haben sie ausserdem einen extrem schnellen Ballfluss. Sie spielen den Ball so lange weiter, bis sich eine klare Überzahlsituation ergibt. Von dem können wir sicher auch noch etwas lernen. Und der letzte Punkt: Sie haben es komplett ausgenutzt, dass unser Rückzug nicht gut funktioniert hat und unser Energielevel relativ tief ist. Das haben sie auch in der zweiten Welle gezeigt, indem sie uns immer wieder überrannten. 


Bald geht es für dich zurück nach Dänemark – wie sieht dein Programm nach der EM aus, hast du noch einige Tage Zeit, um zu regenerieren?

Zum Glück gibt mir mein Verein die Zeit, die ich brauche, um mich von dem Turnier zu erholen und neue Energie zu tanken. Ich muss erst nach Weihnachten wieder nach Dänemark zurück, unser nächstes Spiel ist am 2. Januar. Das bedeutet, ich habe viel Zeit, um mit meiner Familie zu sein – etwas, das ich sehr geniesse. Das ist nicht selbstverständlich und ich bin sehr dankbar, dass mein Verein mir diese Möglichkeit gibt. Der Verein weiss, dass ich nach dieser Pause stärker zurückkommen werde, als wenn ich schon vor Weihnachten wieder ins Training müsste.


Welche positiven Erfahrungen oder Erkenntnisse nimmst du persönlich aus diesem Turnier mit?

Die Stimmung in Basel war unglaublich – ein echter Höhepunkt und der absolute Wahnsinn. Es war toll zu sehen, wie wir eine Euphorie auslösen und die Zuschauer begeistern konnten, was eines unserer Ziele war. Während des Turniers ging alles Schlag auf Schlag und man konnte nicht alles so aufsaugen, wie man das gerne gemacht hätte – das ist zumindest bei mir persönlich der Fall. Ich versuche darum, mir dann auch nach dem Turnier Zeit zu nehmen, das ganze nochmals Revue passieren zu lassen und mich erneut in die Spiele hinein zu versetzen. Eine wichtige Erkenntnis ist aber auf jeden Fall, dass ein solches Turnier nicht nur körperlich, sondern auch mental extrem fordernd ist. Das ist etwas, worauf man sich in Zukunft noch besser vorbereiten kann. Unser Ziel, die Hauptrunde zu erreichen, haben wir geschafft – und das wird auch künftig unser Anspruch sein. Besonders motivierend war zu sehen, dass wir gut Handball spielen können. Vielleicht noch nicht über die vollen 60 Minuten oder sieben Spiele hinweg, aber wir haben in vielen Phasen eine hohe Qualität gezeigt.

 

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