Geschichte wiederholt sich in den WM-Halbfinals
So etwas gab es in der Handballgeschichte noch nie: Zum dritten Mal nach der WM 2021 und der EM 2022 kommt es bei der Weltmeisterschaft 2023 zu den exakt gleichen Halbfinalpaarungen: Wie in Kairo und in Budapest heisst es in Danzig und Stockholm am Freitag wieder Dänemark gegen Spanien und Frankreich gegen Schweden. 2021 setzten sich Dänemark (35:33) und Schweden (32:26) durch, das Finale gewannen schliesslich die Dänen. Ein Jahr später drehte Spanien den Spiesum, gewann 29:25 gegen Dänemark, während Schweden erneut der Sieger war (34:33) - und am Ende den Final-Thriller auch gewann. «Jetzt wollen wir auch mal wieder das Halbfinale gewinnen», sagte Frankreichs Spielmacher Kentin Mahe. Seine Mannschaft muss nach Schweden reisen, umgekehrt geht es für die Dänen, die ihre Partie gegen Spanien in Danzig bestreiten.
Im ersten Halbfinal trifft Mikkel Hansen (DEN) auf Joan Cañellas (ESP), im zweiten Halbfinal Remi Desbonnet (FRA) auf Andreas Palicka (SWE).
Titelverteidiger Dänemark (im Bild Mikkel Hansen) feierte nicht nur den deutlichsten Viertelfinalsieg, sondern schrieb mit dem 40:23 gegen Ungarn gleich doppelte Handballgeschichte: Bei der WM 2017 waren die Dänen sensationell im Achtelfinale der WM in Frankreich an Ungarn gescheitert, seitdem haben sie kein Spiel mehr bei einer Weltmeisterschaft verloren. Ausgerechnet gegen Ungarn brachen sie Frankreichs ewigen Rekord von 25 WM-Spiele in Folge ohne Niederlage. Das Torfestival gegen Ungarn war nun der 23. Sieg neben drei Remis. In seinem 250. Länderspiel führte zunächst Mikkel Hansen die Dänen, die die Partie bereits zur Pause beim 21:12 entschieden hatten. Danach trafen Mathias Gidsel (bester Werfer mit neuen Toren sowie der junge Simon Pytlick (8) wie am Schnürchen. Und am Ende stellte der Titelverteidiger sogar noch einen zweiten Rekord auf: das 40:23 war - mit dem 32:15 der Russen gegen Südkorea im Jahre 1997 - der deutlichste Erfolg aller Zeiten in einem Männer-WM-Viertelfinale.
Halbfinalgegner Spanien musste hingegen in die zweifache Verlängerung, bis Norwegen 34:33 besiegt war. Die Skandinavier hatten die Tür zum Halbfinale in der letzten Minute der regulären Spielzeit weit aufgestossen, führten bei eigenem Ballbesitz 15 Sekunden vor Schluss 25:24 - leisteten sich dann einen Fehlpass, und mit dem Schlusspfiff warf Dani Dujshebaev die Spanier in die Verlängerung, nach 70 Minuten eines echten Thrillers war immer noch keine Entscheidung gefallen - und am Ende war es erneut Dani Dujshebaev, der Sekunden vor dem Ende mit dem 34:33 für spanische Freude und norwegische Tränen sorgte. Eine tragende Rolle bei den Spaniern hatte auch der letzte im Turnier verbliebene Schweiz-Legionär: Joan Canellas (im Bild) von den Kadetten Schaffhausen steuerte sechs Treffer bei, sorgte in der zweiten Verlängerung mit dem 33:32 für die erste spanische Führung nach der 44. Minute. Somit darf Canellas weiter von seinem zweiten WM-Titel träumen, genau zehn Jahre nach dem Triumph von Barcelona.
Nicht so spannend ging es in den beiden weiteren Viertelfinals zu: Schweden (im Bild Torhüter Andreas Palicka) lag gegen Ägypten zwar 8:9 zurück, drehte die Partie dann aber mit einem 8:0-Lauf - und als der Afrikameister vor 16´215 Fans im Stockholmer Fussballstadion auf 18:21 verkürzte, war Torwart Andreas Palicka zur Stelle - am Ende stand ein ungefährdeter 26:22-Erfolg. Und im ewigen Duell Deutschland gegen Frankreich, das wegen der «Überlänge» der vorherigen Partie Spanien - Norwegen mit 25-minütiger Verspätung in Danzig begann, war ein Spieler der Held, den vorher niemand auf der Rechnung hatte: Frankreichs zweiter Torwart Remi Desbonnet (im Bild) wehrte 14 Würfe ab, stand vor allem nach der Pause wie eine Wand. Deutschland konnte keinen Profit aus der 11:7-Führung schlagen, vergab zu viele beste Chancen, und Frankreich zog nach dem 25:23 Tor um Tor davon, während sich die deutsche Mannschaft am Ende aufgab und verdient mit 28:35 verlor. Und eine Trophäe wurde am Mittwoch ebenfalls übergeben: Tunesien gewann durch das 38:26 gegen Chile den Presidents‘ Cup - und wurde somit am Ende und wie schon 2021 25. dieser WM, die nun auf die Zielgerade einbiegt.
Halbfinals und Platzierungsspiele:
Platzierungsrunde 5-8 in Stockholm:
Freitag, 27. Januar:
15.30 Uhr: Deutschland - Ägypten
18.00 Uhr: Norwegen - Ungarn
Sonntag, 29. Januar:
13.00 Uhr: Spiel um Platz 7
15.30 Uhr: Spiel um Platz 5
Halbfinals:
Freitag, 27. Januar:
18.00 Uhr in Danzig: Dänemark - Spanien
20.30 Uhr in Stockholm: Schweden - Frankreich
Final
Sonntag, 29. Januar:
18.00 Uhr in Stockholm: Verliefer HF 1 - Verlierer HF 2
20.30 Uhr in Stockholm: Gewinner HF 1 - Gewinner HF2
Text: Björn Pazen Bild: Kolektiff images
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