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Frauen EURO 2024: Norwegen feiert zum Abschied von Trainer Hergeirsson den zehnten EM-Titel

Welch‘ ein Statement zum Abschied von Trainer Thorir Hergeirsson: Norwegen blieb am Sonntag in Wien auch im neunten EM-Spiel ungeschlagen, gewann das Finale souverän gegen Dänemark mit 31:23 und feierte den zehnten Titel bei einer Frauen-Europameisterschaft, den dritten in Folge. Vier Monate nach dem Olympiasieg von Lille krönte Norwegen sein perfektes Jahr. Bronze ging an Ungarn, das im Spiel um Platz drei gegen Weltmeister Frankreich 25:24 gewann. EM-MVP wurde die dänische Torfrau Anne Kristensen, Torschützenkönigin die Ungarin Kathrin Klujber.


Text: Björn Pazen, Foto: kolektiff images


Gold für Norwegen. Die Skandinavierinnen setzten sich im Endspiel gegen Dänemark durch.

Die erste Hälfte des Finales war absolut ausgeglichen, die zweite absolut einseitig: Dank sieben Paraden von Torfrau Anna Kristensen in den ersten zwölf Minuten lagen die Däninnen bis Mitte der torarmen ersten Hälfte vorne, nachdem Norwegen acht Minuten bis zum ersten Treffer warten musste. Als sich der neue und alte Europameister aber in der Abwehr stabilisierte, Torfrau Silje Solberg einige wichtige Bälle und Henny Reistad ihre Tormaschine angeworfen hatte, kannte Norwegen kein Halten mehr. Nach der knappen 13:12-Pausenführung drehte das Team von Thorir Hergeirsson auf, mit einem 8:2-Lauf zum 21:14 war die Partie nach 42 Minuten entschieden. Dänemark gab sich auf, Norwegen feierte den zweitdeutlichsten Finalsieg der Frauen-EM-Geschichte nach dem 34:21 gegen Spanien im Jahr 2008 und den zehnten EM-Titel.


„Ich bin sehr glücklich, denn das war heute ein besonderes Spiel, mein letztes. Die Spielerinnen arbeiten immer hart, aber ich habe gemerkt, dass sie heute noch härter gearbeitet haben, sie haben ein bisschen mehr gegeben“, sagte Hergeirsson: „In 16 Angriffen vor der Pause haben wir kein Tor erzielt, wir haben neun Würfe verfehlt und sieben technische Fehler gemacht, so etwas kann entscheidend sein und mit einer solchen Statistik kann man kein Spiel gewinnen. Aber dann hat unsere Mannschaft in der zweiten Halbzeit 100 Prozent gegeben, die Mädchen wollten unbedingt gewinnen.“


Welthandballerin Reistad überragte mit acht Treffern und neun Assists im Finale. Katrine Lunde wurde zum siebten Mal Europameisterin, Camilla Herrem zum sechsten Mal. Als die Angriffsschwäche abgelegt war, spielte das Team fast perfekt und wurde mit dem neunten Sieg im neunten Spiel absolut verdienter Europameister. „Norwegen ist der verdiente Sieger“, sagte auch der dänische Trainer Jesper Jensen: „Die erste Halbzeit war unsere beste in diesem Turnier, und wir hätten nach 20 Minuten mit vier, fünf Toren führen können. Aber dann hatten wir Probleme mit Henny Reistad und Silje Solberg. Generell bin ich stolz auf meine Mannschaft und die Art und Weise, wie wir dieses Turnier gespielt haben. Vor zwei Wochen wusste niemand, wie diese EM für uns laufen würde. Jetzt waren wir wieder im Finale, das macht mich stolz. Norwegen hat die Olympischen Spiele souverän gewonnen, Norwegen hat die EM souverän gewonnen. Sie sind auch in Zukunft das Team, das es zu schlagen gilt.“

Bronze für Co-Gastgeber Ungarn

Nach zwölf Jahren ohne Edelmetall hatten sich zuvor die Ungarinnen die Bronzemedaille gesichert. Im Spiel um Platz drei gegen Frankreich (25:24) war Allstar-Team-Spielerin Kathrin Klujber wieder Ungarns beste Werferin mit neun Toren und sicherte sich in der Endabrechnung auch die Trophäe als EM-Torschützenkönigin mit insgesamt 60 Treffern. Nur beim 10:7 für Ungarn war der Abstand in einem absolut ausgeglichenen Spiel größer als zwei Treffer. Frankreich leistete sich wieder viele technische Fehler, Ungarn konnte sich aber nicht absetzen. Als Chloe Valentini 50 Sekunden vor dem Abpfiff zum 24:24 traf, deutete vieles auf eine Verlängerung hin, am Ende vollstrecke Viktoria Gyori-Lukacs nach einem Traumpass von Klujber zum 25:24-Erfolg. 2012 hatte Ungarn – Europameister von 2000 – mit Bronze bei der EM in Serbien die letzte Medaille bei einem großen Turnier gewonnen.


Im ersten Halbfinale war Titelverteidiger Norwegen seiner Favoritenrolle gegen Ungarn gerecht geworden, auch wenn die Skandinavier Ende der ersten Hälfte etwas wankten. Matchwinnerin war wieder einmal Torfrau Katrine Lunde, die vor allem in der zweiten Hälfte das Tor vernagelte und insgesamt 42% der ungarischen Würfe abwehrte. Nach dem 13:11 zur Pause setzte sich Norwegen locker auf 23:16 (45. Minute) ab, hatte die Partie früh entschieden und ihren 13. Finaleinzug bei einer EM gesichert.


Die Partie des Olympiazweiten Frankreich gegen Dänemark im zweiten Halbfinale war hingegen ein echter Thriller, der am Ende ebenfalls von einer Torfrau entschieden wurde: Allstar-Team-Torhüterin Anna Kristensen stand vor allem in Hälfte zwei wie eine Wand, am Ende standen 16 Paraden in einem Spiel, das 60 Minuten lang auf des Messers Schneide war. Weil Dänemark in den letzten 15 Minuten zahlreiche Chancen vergab und so eine frühe Entscheidung gegen die offensivschwachen Französinnen verpasste, blieb es spannend bis zum Schluss. Erst als Mie Hojlund 40 Sekunden vor Schluss zum 24:21 traf, war der sechste Finaleinzug bei einer EM perfekt. Zuvor hatte sich Schweden den fünften Platz durch einen ebenfalls hartumkämpften 33:32-Sieg gegen die Niederlande gesichert.


Die Ergebnisse des Finalwochenendes

Halbfinals: Ungarn – Norwegen 22:30 (11:13) Frankreich – Dänemark 22:24 (11:13)

Spiel um Platz 5: Schweden -Niederlande 33:32 (15:15) Spiel um Platz 3: Ungarn – Frankreich 25:24 (13:12) Finale: Norwegen – Dänemark 31:23 (14:13)


Das Abschlussranking der EHF EURO 2024

GOLD: Norwegen, SILBER: Dänemark, BRONZE: Ungarn,

4. Frankreich, 5. Schweden, 6. Niederlande, 7. Deutschland, 8. Montenegro, 9. Polen, 10. Slowenien, 11. Rumänien, 12. Schweiz, 13. Spanien, 14. Österreich, 15. Tschechien, 16. Island, 17. Färöer-Inseln, 18. Nordmazedonien, 19. Kroatien, 20. Türkei, 21. Serbien, 22. Portugal, 23. Ukraine, 24. Slowakei


Das EM-Allstar-Team

MVP: Anne Kristensen (Dänemark)

Linksaußen: Emma Friis (Dänemark)

Rückraum links: Tjaša Stanko (Slowenien)

Rückraum Mitte: Henny Reistad (Norwegen)

Rückraum rechts: Katrin Klujber (Ungarn) 

Rechtsaußen: Viktória Gyori-Lukács (Ungarn)

Kreis: Tatjana Brnovic (Montenegro)

Tor: Anna Kristensen (Dänemark)

Beste Abwehrspielerin: Pauletta Foppa (Frankreich)

Beste Nachwuchsspielerin: Petra Simon (Ungarn) 

Torschützenkönigin: Katrin Klujber (Ungarn) – 60 Tore

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