Die Deutschen bangen um Juri Knorr
Im zweiten Spiel der Gruppe A gewinnt Deutschland gegen Polen mit 35:28. Nun hofft der Vize-Olympiasieger auf den nächsten Kantersieg gegen die Schweiz.
Text: Stephan Santschi Bilder: kolektiff images
Lange war es keine Gala der Deutschen, in ihrem Startspiel der Vorrunden-Gruppe A taten sie sich am Mittwoch gegen Polen schwer – bis zur 40. Minute stand es 21:21-Unentschieden. Die Aussenseiter mit dem starken Schaffhauser Ariel Pietrasik im linken Aufbau, dem mächtigen Kamil Syprzak am Kreis und dem schnellen Spielmacher Piotr Jedraszczyk agierten ohne Furcht, mit wenig Fehlern und viel Geduld. Erst in der Schlussphase, als Polens Kräfte schwanden, enteilte der Vize-Olympiasieger des vergangenen Jahres und gewann letztlich standesgemäss mit 35:28.
Renars Uscins erzielte gegen die Polen 10 Tore.
Im Lager der Deutschen herrschte Erleichterung, die WM-Vorbereitung verlief eher holprig, an den Problemen vorbei sprach allerdings niemand. «Wie unser Sieg zustande kam, ist diskutabel. Wir machen Fehler, die immer wieder auftreten», bemängelte Torhüter Andreas Wolff und auf Nachfrage, woran es konkret hapere, meinte er mit einem Schmunzeln: «Das sage ich nicht, weil unser nächster Gegner sehr gut deutsch spricht.» Der nächste Gegner ist die Schweiz, am Freitag kommt es in Herning (20.30 Uhr, live auf SRF 2) zum dritten Nachbarschaftsduell innert eines Jahres.
Juri Knorr (ganz links) fiel in der 40. Minute wegen einer Knieverletzung aus.
Das sind die Sorgen der Deutschen
An die letzten beiden Aufeinandertreffen denken die Schweizer nicht gerne zurück. An der EM im Januar 2024 setzte es gegen Deutschland eine 14:27-Klatsche ab, in der EM-Qualifikation im November eine 26:35-Ohrfeige. «Das möchten wir gerne wiederholen, aber wir werden keinen Gegner unterschätzen», erklärte der deutsche Nationaltrainer Alfred Gislason. Er freute sich über den starken Linkshänder Renars Uscins (10 Tore), den schwungvollen Ersatz-Spielmacher Luca Witzke, die Naturgewalt Johannes Golla am Kreis und Goalie Wolff, der unter anderem drei Penaltys abwehrte. Aber: Den Isländer plagten auch Sorgen. Zum einen war da der Kaltstart in die Partie. In der Abwehr, die eigentlich als grosse Stärke der Deutschen gilt, fehlte der Zugriff. Im Angriff mangelte es ihrem Spiel an Leichtigkeit, Selbstverständlichkeit und Präzision. Bemerkenswert war hierbei der Fehlpass von Juri Knorr an den linken Flügel, als sein Team in doppelter Überzahl agierte. Knorr war es auch, der die Falten auf der Stirn des Trainers vertiefte, als er in der 40. Minute wegen einer bisher nicht klar definierten Knieverletzung den Platz verlassen musste.
Andy Schmid will «etwas Spezielles probieren»
Auch ohne Regisseur Knorr sind die Deutschen am Freitag gegen die Schweiz der klare Favorit. Eine Kanterniederlage wie im letzten Jahr soll es aber nicht mehr absetzen, wie der Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid betont: «Das darf uns nicht mehr passieren. An neun von zehn Tagen haben wir gegen Deutschland zwar keine Chance, deshalb erwartet von uns auch niemand einen Sieg. Doch genau das gibt uns vielleicht die nötige Unbeschwertheit. Wir wollen eine Nische erwischen und gegen Deutschland etwas Spezielles probieren.»
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